Schönen guten Tag, willkommen bei dent-à-la-carte, Ihrem Spezialisten für langfristig sichere Zahnheilkunde. Mein Name ist Dr. Sven Hertzog und einer meiner Schwerpunkte ist die Therapie von kiefergelenksorientierten Problemen und allem, was damit zu tun hat.
Mein heutiges Thema ist die Knirscherschiene und warum es verschiedene Sorten von Knirscherschnienen gibt bzw. warum es Schienen gibt, die umsonst sind, warum es Schienen gibt, die Geld kosten, und was deren Unterschied ist. Aber zunächst mal zum Thema Knirschen an sich selber.
Sie kennen das vielleicht, Sie wachen auf und haben den Eindruck, Sie haben schlecht geschlafen, die Kaumuskulatur ist angespannt, Sie haben Kopfschmerzen. Situationen, die Sie so eigentlich nicht kennen. Vielleicht hat Ihr Partner oder Ihre Partnerin Sie nachts geweckt, weil Sie zu laut knirschen, so viel Lärm machen, so unruhig sind. Das sind alles Zeichen dafür, dass Sie mit den Zähnen knirschen. Häufig kommt das auch zusammen mit bewusstem Stress, den Sie auch wahrnehmen, von dem Sie wissen.
Was passiert da, warum knirscht man? Es gibt zwei gute Gründe oder zwei sichere Gründe, warum man mit den Zähnen knirscht. Das eine ist Stress, wie bereits erwähnt. Es sieht so aus, dass die Zähne dazu da sind, den Stress, den man im Körper aufbaut, wiederum durch Bewegung, durch Aktivität, abzubauen. Das funktioniert wie im Prinzip bei einem Druckkessel. Durch den Stress baut man innerlichen Druck auf, der nicht rauskommt, und das Knirschen ist sozusagen das Ventil und damit wird der Druck wieder abgelassen. Das ist der eine Grund für das Knirschen.
Der zweite Grund ist Mechanik. Manchmal ist es so, dass die Zähne nicht ganz so zusammenpassen, wie sie zusammenpassen sollten, wenn das Kiefergelenk an der richtigen Stelle ist. Das ist genau der entscheidende Punkt. Es gibt ein sehr wichtiges Zusammenspiel zwischen dem Neuromuskulären System, den Zähnen und dem Kiefergelenk. Und wenn dort mechanische Probleme auftreten, sorgt das Hirn dafür, dass es die Informationen an das Neuromuskuläre System weitergibt und sagt: „Pass mal auf, mach mir das harmonisch, knirsch mir das zurecht", und dann fängt man an zu knirschen. Das ist der Punkt, wo wir als Zahnärzte dann auch eingreifen können und einwirken können. Wir können nur an die Mechanik dran, an die Psyche kommen wir selbstverständlich so nicht ran.
Wie funktioniert das? Es sieht so aus, dass die Schiene, wenn sie eben auch das Neuromuskuläre System und das gesamte Kausystem harmonisieren und beruhigen soll, so ausgerichtet sein muss, dass sowohl das Kiefergelenk als auch die Muskulatur und die Passung der Zähne exakt aufeinander eingestellt wird. Das ist etwas, was zum Beispiel bei einer Kassenschiene, nennen wir sie einfach Kassenschiene, nicht passiert. Dort werden die Zähne einfach nur im Prinzip mit Kunststoff überkappt, um zu verhindern, dass man noch mehr Zahnsubstanz wegknirscht, abbaut. Dadurch werden mechanische Probleme häufig aber vergrößert und das führt dann zu mehr Knirschen. Dabei beschädigt man zwar die Zähne nicht mehr, aber das gesamte Neuromuskuläre System wird noch mehr aktiviert und unter Umständen kann es dann sogar so weit kommen, dass man schlechter schläft, noch mehr Kopfschmerzen bekommt, der Physiotherapeut schlechter arbeiten kann. Und damit ist der Sinn der Knirscherschiene eigentlich, zum Teil zumindest, in bestimmten Fällen verfehlt.
Wir bei uns in der Praxis machen das folgendermaßen – wenn es diese mechanische Problematik und diese Symptomatiken gibt –, dass wir hingehen und mit einem abdrucklosen Scanner, mit einem Laserscanner, die Zähne abformen – also nicht mit diesen Abformmaterialien, die die meisten noch kennen, mit diesen Massen – und dann werden die Daten im Computer weiterverarbeitet. Wir legen fest, welche Position die Kiefergelenke haben sollen, in einem sogenannten Registrat, und geben diese Daten an ein Speziallabor weiter. Diese werden dann aus einem bruchfesten Kunststoff eine Schiene heraus fräsen, die in der Praxis in der Regel dann noch mal minimal korrigiert wird, sodass wir nachher in Statik und Dynamik auf eine Präzision von ca. 8 Mikrometer kommen. Dieser Aufwand ist deutlich größer als bei einer reinen Kassenschiene, wo im Prinzip die Modelle nur mit Kunststoff überkappt werden und die dann umsonst ist. Das bedeutet, dass dieser Mehraufwand selbstverständlich dann auch Geld kostet.
Das ist vergleichbar mit der normalen Einlage in einem billigen Sportschuh zum Beispiel, im Vergleich zu einer orthopädisch maßgefertigten Einlage, die die Symptome, die der Orthopäde vielleicht festgestellt hat, dann auch wirklich beseitigen kann. Wir hören aber von unseren Kunden, dass sie deutlich besser schlafen, teilweise weniger bzw. manchmal gar keine Kopfschmerzen mehr haben, die Physiotherapeuten wieder endlich ordentlich arbeiten können und dass insgesamt eigentlich das Gefühl deutlich besser ist. Wenn man es dann noch schafft, den Stress etwas abzubauen, dann steht eigentlich einem guten Nachtschlaf und einem vernünftigen, schmerzfreien Bewegungsapparat nichts mehr im Wege.
Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesen Informationen ein kleines bisschen helfen konnte bei der Entscheidung und auch aufzeigen konnte, warum es unterschiedliche Schienenformen gibt. Ich würde mich freuen, wenn Sie sich gegebenenfalls einfach mal bei uns melden. Dann können wir uns das bei Ihnen auch mal anschauen.
Wenn Sie noch weitere Fragen haben, dann schicken Sie mir eine E-Mail an folgende Adresse: fragenan@zahnarzt.ac. Die werden wir selbstverständlich zeitnah beantworten. Bis dahin und ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Ihr Dr. Sven Hertzog.